Monthly Archives: Dezember 2014

Und am 23.12 um 19.30h: Jules und Jim

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François Truffaut
Jules und Jim
Frankreich 1962, 107 min.

Drei Menschen, die voneinander nicht lassen können, in tiefer Freundschaft und ständig wechselnder Liebessehnsucht mit einander verbunden, verstrickt und gefangen.
Schon die (autobiografische) Romanvorlage von Henri-Pierre Roché bricht mit der Vorstellung, eine Dreiecksbeziehung sei meist und ausschließlich von Eros getrieben. Auch der Film – an dessen Drehbuch Roché mitgearbeitet hat – ist wie ein poetischer Gegenentwurf, stellt das Diktat der Monogamie in Frage und sah sich deshalb in den 60er Jahren schwerer Vorwürfe, er sei von zersetzender Kraft, ausgeliefert.

Doch diese (dramatisch endende) Geschichte einer Liebe – über eine Erzählspanne von etwa zwanzig Jahren – von Truffaut feinfühlig wie unterhaltsam umgesetzt – schildert, dass es eine solche Beziehung durchaus geben kann – wenngleich auch genauso anfällig wie jede andere Partnerschaft.

Mit seinem ausgeprägten Feingefühl für die seelischen Hintergründe spannt Truffaut einen Fächer dieser ungewohnten Dreisamkeit auf – vom sorglosen und anarchisch-anmutenden Herumalbern, den vor-emanzipatorischen Debatten – bis eben zur bittersten Fehlentwicklung einer sich nicht erfüllenden Liebe.

Der filmästhetische Genuss ist bei Truffaut-Filmen garantiert: Eine sensible Kameraführung und der zurückgenommene Schnitt lassen die leisen Momente des Films entsprechend zur Geltung kommen.
Sicher auch deshalb gilt „Jules und Jim” unbestritten als ein Meisterwerk der Filmgeschichte und ist ein Klassiker der französischen Nouvelle Vague*.

*Die „Neue Welle” bezeichnet den Neubeginn im französischen Film in den 50er Jahren, der sich den althergebrachten Klischées und Erzählstrukturen, vor allem aber dem vorhersehbaren Erzählfluss des etablierten Kinos verweigerten.
Wichtige Vertreter waren neben François Truffaut, vor allem Jean-Luc Godard und Claude Chabrol, Eric Rohmer und Jacques Rivette, ebenso gehörten Louis Malle, Alain Resnais und Agnès Varda zur bedeutesten Stilrichtung des Französischen Films.

 

Nach dem Kino feiert der Filmklub Husum den gelungenen Auftakt – wer mag, ist herzlich willkommen bei Hartmann’s.

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Und am 9.12. um 19.30h: Le Passé

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Asghar Farhadi
Le Passé
Frankreich 2013, 130 min.

„Großartiges Erzählkino” ist ein Kompliment, das von Filmkritikern nicht leichtfertig vergeben wird. In diesem Fall scheinen sich aber Kritiker und Publikum einig zu sein: Über 1.000.000 Besucher in Frankreich!

Dabei wir nicht gerade leichte Kost serviert: Erzählt wird die Geschichte eines Mannes, der vor den Scherben einer hochkomplizierten Beziehung steht und beleuchtet detailliert die Konflikte und familiären Probleme dieser Patchworkfamilie.

Vier Jahre nach seiner überstürzten Heimkehr nach Teheran kommt der Iraner Ahmad nach Frankreich zurück, um seiner Noch-Ehefrau Marie den Gefallen zu tun, die Scheidungspapiere zu unterzeichnen.

Erst vor Ort erfährt Ahmad, dass Marie, die zwei Töchter aus erster Ehe hat, mittlerweile mit einem anderen Mann zusammenlebt: Doch dieser – Samir – ist natürlich nicht erfreut über die Ankunft des potenziellen Rivalen, zumal er ganz eigene Probleme hat: Seine angeheiratete Frau hat vor sechs Monaten einen Selbstmordver- such unternommen und liegt seither im Koma. Und von da an entsteht ein „ein betörendes Kammerspiel*”, das spannend und berührend zugleich inszeniert ist.

Ein intensives Beziehungsdrama vom preisgekrönten iranischen Regisseur (Oscar für „Nader und Simin – Eine Trennung”).

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