Und am 28.10. um 19.30h: Das Cabinet des Dr. Caligari

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Robert Wiene
Das Cabinet des Dr.Caligari
Stummfilm, Deutschland 1920, 73 min.

Dieser weltberühmte Berliner „Kultfilm“ mit dem exotischen Titel wurde um die Jahreswende 1919/1920 im Schnellgang verfertigt. Unter den finanzschwachen Umständen der ersten Nachkriegszeit hatte der Produzent Erich Pommer (Decla-Film) eine Billig-Produktion ohne Außendreh verlangt.

So bastelten und malten junge Künstler im Tag- und-Nacht-Rausch die fiktive Kleinstadt „Holstenwalde“ als grandiose Theaterkulisse. Das geschah im (später abgerissenen) Studio Berlin-Weißensee mithilfe von Sperrholz, Pappe, Pinsel und Textilien. In dieser begehbaren expressionistischen Rieseninstallation agierten die Stummfilmstars Werner Krauß (Dr. Caligari), Conrad Veith (der somnambule Mörder), Friedrich Fehér (Herr Francis), Lil Dagover (Jane, die Verlobte) im Zusam- menspiel mit Willy Hameisters innovativen Beleuchtungs- und Kamera-Strategien.

Der Film bezeugt hohe Expressionskunst nicht nur der Schau- spieler und ihrer Führung. Er wurde auch zum Dokument der Gesamtkunst expressionistischer Gestaltungsmittel. Im Überlie- ferungsfalle hätte man für das Kulissenkunstwerk ein ganzes lehrreiches Museum gebraucht, eine Art „Bauhaus“ des Expressionismus. Immerhin war „Das Cabinet des Dr. Caligari“ für einige Jahre stilbildend und gehört zu den immerwährenden Meisterwerken. An Schulen und Hochschulen sollte er Mittelpunkt von Konzepten des Epochenunterrichts sein.

Nach der Uraufführung am Kurfürstendamm (26. Februar 1920) kam es allenthalben zu riesigen Publikumserfolgen, auch in Paris und London. Bis auf den heutigen Tag gilt der „Klassiker“ als Fundgrube und Vorbild filmischer Finessen. Zuletzt würdigte ihn die Berlinale 2014 mit einer umfassend restaurierten Fassung in der Verantwortung der F.-W.-Murnau-Stiftung.

Wie eine abgefilmte Theateraufführung in sechs Akten zeigen uns der Regisseur Robert Wiene und seine Drehbuchautoren Carl Meyer und Hans Janowitz die existentielle Ungeheuerlichkeit der Welt.

Als Psycho-Thriller aus der Tradition der Schwarzen Romantik ist das „Cabinet“ reich an Schaurigkeit, an Dramatik und an Reflexion der Grundängste des menschlichen Daseins. Es zeigt sich, daß ein „Stummfilm“ mit expressiver Bilderkraft alles andere als „still“ ist.

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